Glossar

Nicht jeder, der sich für Kunst interessiert, hat gleich alle Begriffe und Faktoren parat, die den Wert eines Werkes beeinflussen. Hier sind ein paar Aspekte aufgeführt.

Unikat und Original
Ein Kunstwerk ist kein beliebiges Produkt. Eine möglichst perfekte Herstellung, sei es nun handwerklich oder industriell, ist hier nicht das Thema. Die Werke der bildenden Kunst sind vor allen Dingen auch deshalb Kultur, weil sie bestimmte Ideen verkörpern.
Zu Kunstwerten werden Kunstwerke einerseits durch ihre Qualität und andererseits auch durch ihre relative Seltenheit. Je seltener ein Werk ist, desto geringer ist in diesem Punkt das Angebot. Bei entsprechender Nachfrage ergibt das bekanntlich teils sehr interessante Preise am Markt. Selten ist ein Kunstwerk natürlich dann, wenn es in exakt dieser Ausführung nur ein einziges Mal existiert. Denn dann handelt es sich um ein Unikat.

Seltenheit alleine reicht natürlich noch nicht. Das Kunstwerk sollte möglichst ein Original sein, am besten von einem bedeutenden Künstler. Doch wann handelt es sich um ein Original?
Ein Unikat, also Einzelstück, klingt nach einer optimalen Ausgangslage. Sichtbares Kennzeichen des Urhebers könnte schon mal seine Signatur auf dem Bild (oder der Skulptur oder anderen Werksform) sein. Von einigen Künstlern gibt es auch ein offizielles Werksverzeichnis in welchem sich nachsehen läßt.
Manchmal tauchen Werke lange Jahre nach dem Tod des Künstlers auf. Dann können oftmals nur Experten über ein Werk urteilen, um ihm dann das Prädikat „echt“zu vergeben. Dafür gibt es Fondationen oder Stiftungen, die darüber wachen und gegebenenfalls ein neu aufgetauchtes, aber altes Werk nachträglich ins Werkverzeichnis eintragen.

Wie sieht es nun aus, wenn mehrere Personen an der Herstellung eines Werks beteiligt sind?
Das Problem ist nicht neu. Bereits in früheren Jahrhunderten arbeiteten viele Künstler mit teils recht großen Werkstätten zusammen. Hier kommt uns der berühmte Kunsthistoriker Erwin Panofsky (1892-1968) zur Hilfe. Wichtig ist die „Idea“. Der künstlerische Einfall ist die Grundlage des Werkes. Die technische Ausführung tritt dahinter zurück, weil sie als weniger wichtig gilt. Daher werden Werke dann als Kunstwerk des entsprechenden Künstlers angesehen, wenn dieser – in irgendeiner Weise – das Werk in einer bestimmten Form festlegt als Idee. Hier ist es nicht immer einfach, den Vorstellungen zu folgen und die Grenzen exakt zu ziehen.

altdorfer oelgemaelde jahrhundertealt mcvonliebe
Albrecht Altdorfer,
Donaulandschaft um 1520,
Öl auf Holz,
Alte Pinakothek München

Unterschiedliche Maltechniken
Manche meinen, die Ölmalerei sei die wertvollster aller Techniken. Das mag daran liegen, dass uns viele wunderbare Meisterwerke aus früheren Jahrhunderten in sehr gutem Zustand erhalten sind, die in Öl gemalt wurden. Obwohl sie in teils in weit entfernter Zeit entstanden sind, haben sie ihre Strahlkraft bis heute behalten. In punkto lange Haltbarkeit bei ausgezeichnetem Erhaltungszustand hat die Ölmalerei längst einen Qualitätsbeweis erbracht.

Diesen Beweis ist die Acrylmalerei noch schuldig. Sie ist eine relativ junge Technik der Malerei und erst im 20. Jahrhundert entstanden. Für gewisse Effekte ist sie allerdings besser geeignet. So sind matte Farboberflächen in Öl aufgrund seines Fettgehalts und des damit verbundenen Glanzes nicht gut umsetzbar.
Bei pastosen Arbeiten mit erhabenen Strukturen, eignet sich Acryl aufgrund seiner Eigenschaften in der Trocknung durch Verdunstung von Wasser ebenfalls oftmals besser. Die Kunstharzfarbe bleibt leichter und problemloser auf der Bildfläche haften. Substanzreiche, dicke Schichten trocknen hier mit einem geringeren Risiko der Rissbildung oder anderer Verwerfungen. Bei Öl kann das auch nach vielen Jahren noch passieren.

acrylmalerei mcvonliebe bild mit struktur des materials
Marie-Christine von Liebe, Piz Palü, 2011, Acryl auf Leinwand
detail acrylmalerei pastos bessere haltbarkeit als oelmalerei mcvonliebe
Detail mit pastoser Struktur

Aquarelle brauchen als Bildgrund ein Material, das die Farbpartikel in seiner obersten Schicht aufnimmt, meist Papiere mit faseriger Oberfläche. Denn im Gegensatz zu Maltechniken wie Acryl oder Ulf werden hier die farbgebenden Pigmente nicht klebrig mit dem Untergrund verbunden.
Aquarelle sind also entsprechend empfindlich, sowohl wegen des Papiers, wie wegen der nur leicht verbundenen Pigmente. Das gilt auch heute noch, obwohl die mittlerweile verwendeten Farben und Pigmente ast alle gute Lichtechtheit aufweisen. Aquarelle sollten daher sorgsam und lichtgeschützt aufbewahrt werden, damit die wunderbare Strahlkraft ihrer Farben erhalten bleibt. Dann können wunderbare Werke, wie die Reiseberichte von Albrecht Dürer die Jahrhunderte durchaus gut überdauern.

Der Malgrund
Der gängigste Untergrund auf der Malerei heute ausgeführt wird, ist die Leinwand. Das Maltuch muss nicht unbedingt aus Leinen bestehen. Bei dem verwendeten Gewebe kann sich auch um Baumwolle oder um ein Mischgewebe handelt, bei dem auch Kunstfaser verarbeitet wurde. Üblicherweise wird der Stoff straff über einen Rahmen aus Holz gespannt, dem sogenannten Keilrahmen.
Es gibt aber auch die Möglichkeit, das Maltuch auf einer Platte zu befestigen. Beliebt und sinnvoll sind solche Platten in der Pleinair-Malerei oder bei recht kleinen Motiven. Hier sind wiederum unterschiedliche Qualitäten erhältlich. Die günstigeren Versionen bestehen aus Baumwollgewebe, das auf eine Pappe, also Karton, aufgeklebt wurde. Eine hochwertigere Variante besteht im Kern aus einer festeren Platte auf Holzbasis auf welche ein Gewebe aus Leinen aufgebracht wurde. Letztere sind im Gewicht etwas schwerer, dafür in ihrer Form aber beständiger, verziehen sich durch Feuchtigkeit deutlich weniger.

Generell gelten Arbeiten auf Papier – in der Regel – als weniger wertvoll. Das mag daran liegen, dass Papier als Malgrund in der Anschaffung als günstigeres Material gilt, und das obwohl es hier sehr kostspielige Spezialpapiere gibt. Zudem ist die Erhaltung von Werken auf Papier konservatorisch schwieriger und damit unsicherer sowie kostspieliger.
Papiere müssen vor Umwelteinflüssen geschützt werden, sonst verändern sie sich stark oder werden sogar irreversibel beschädigt.

Grafiken
Werke eines etablierten, international bekannten Künstlers sind meist wertvoll.
Doch wie verhält es sich mit Picasso-Drucken, die als einfache (oder aufwändigere) Poster über den Möbelhandel vertrieben werden? Das kann man vielleicht am besten so formulieren: Hier ist die Hand des Künstlers wirklich weit entfernt vom fertigen Druck. Die Linien auf dem Papier zeigen zwar noch den Schwung des Künstlers, doch er selbst konnte die Werke weder autorisieren, noch kommentieren. Hier spricht man am besten von Nachdrucken, die aber durchaus dekorativ sein können.

Wie oben ausgeführt, hat ein Kunstwerk ein höheres Potential sich als Kunstwert gut im Sinne einer lohnenden Investition zu entwickeln, wenn es sich hierbei um ein Original handelt.
Für Werke der Druckgrafik ist die rechtliche Situation etabliert. Je nach Technik trägt etwa die Druckplatte deutlich die Handschrift des Künstlers. Auch hier steigert die durch die Signatur auf dem einzelnen Blatt die garantierte Echtheit und damit den Wert.
Ebenso wirkt sich die Seltenheit, also eine möglichst niedrige Auflage, möglichst wenige Exemplare der ansonsten gleichartigen Werke, positiv auf den Wert der Werke aus.

Drucktechniken
Bei einem Holz- oder Linoldruck handelt es sich um Hochdrucke. Die Farbe wird mit den Bereichen auf das Papier gebracht, die nach der Bearbeitung stehen geblieben sind. Diese Stege und Erhebungen halten nicht ewig. Sie unterliegen der Abnützung.

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Kupferstich von Andrea Volo, 1996

Beim Tiefdruck des Kupferstichs ist es umgekehrt. Hier wird die Zeichnung in die Platte geritzt. Die Farbe sammelt sich in den Vertiefungen der Platte. Das sehr weiche Papier wird mit hohem Druck auf die Platte gelegt und nimmt die Farbe aus den Vertiefungen der Platte in seine obersten Fasern auf. Damit sind sehr feine Linien möglich und auch höhere Auflagen. Aber unendlich viele Exemplare ergibt auch dieses Verfahren nicht. Typisches, sichtbares Zeichen ist der auf dem Blatt sichtbare Rand der Druckplatte.
Der Steindruck, im Kunstbereich Lithografie genannt, wurde in München 1798 von Senefelder erfunden, ursprünglich für die Herstellung von Notenblättern. Das Verfahren erlaubt sehr hohe Auflagen ohne Verfälschungen. Gedruckt wird mit flachen Steinplatten, optimal ist hierfür feinporiger Solnhofener Kalk. Dieses Flachdruckverfahren funktioniert deshalb, weil Wasser und Fett sich abstoßen.
Der Siebdruck, im Kunstbereich Serigrafie genannt, ist ein Durchdruckverfahren. Je nach Motiv sind die Bereiche des Drucksiebs für die Farbe unterschiedlich durchlässig. Hier sind sehr farbintensive Drucke möglich.

Eine signierte und nummerierte Grafik ist wertvoller, als wenn diese Angaben fehlen. Sie ahnen es schon, beides sind Garantie-Hinweise. Die Signatur verweist auf den Originalcharakter, das Werk stammt von genau diesem Künstler, der dafür mit seiner Unterschrift garantiert.
Die Nummerierung soll sicherstellen, wenn das Werk schon nicht einzigartig ist, weil alle Drucke gleich aussehen, dann sollen es wenigstens wenige sein, jedes Blatt zumindest relativ selten sein. Je niedriger die Gesamtmenge, die Auflage, desto besser. Angegeben werden daher nicht nur die laufende Nummer, sondern auch die Höhe der Auflage, z. B. 5 von 20, also 5/20. Außerhalb dieser Nummerierungen gibt es auch noch Abdrucke, die dem Künstler zur Kontrolle der Druckerleistung und zu seiner persönlichen Verwendung zur Verfügung gestellt werden. Sie werden je nach Nationalität mit „p.a.“ – „prove d´autore“, „a.p.“ – „artist´s proof“ etc. gekennzeichnet.
Manche Drucker (und auch Künstler) versehen die von ihnen bedruckten Papiere zusätzlich bei der Herstellung des Papiers mit einem Wasserzeichen oder mit einer spürbaren, aber farblosen Blindprägung. Ein ungleichmäßiger Rand des Papiers ist ebenfalls ein Qualitätshinweis.

Konservatorisch
Für die optimale Erhaltung eines Werkes sind die Konservatoren die Fachleuten. Generell gilt: bei allem, was mit dem Kunstwerk in direkten Kontakt kommt, sollte man auf Säurefreiheit achten, von Papier, Verpackung und Klebstoff.

Provenienz
Dieser Begriff beschreibt die Herkunft eines Kunstwerks. Ist klar, woher das Werk stammt, fällt es leichter an seine Echtheit zu glauben, daran, dass es sich wirklich um ein Original handelt. War der frühere Eigentümer prominent und kunsterfahren, steigert dies den Wert.
Bei älteren Werken sollte man stets bedenken, was zwischen 1933 und 1945 geschehen ist und dass das Werk womöglich ein Kunstraub gewesen sein könnte. Das sollte stets vorab geklärt werden. Im Internet steht dafür das Art Loss Register London (www.artloss.com) und mit Sitz in Köln das Portal www.lostart.de zur einfachen Recherche zur Verfügung. Der Käufer sollte nicht nur aus rechtlichen Gründen daran interessiert sein, denn er kann sonst kein rechtmäßiges Eigentum erwerben. Auch aus ethischen Gründen sollte dies erfolgen, denn nur so kann Kunst auch jenseits der geldwerten Rendite ein wirklich lohnendes, weil erfreuliches Investment sein, dass dem Erwerber mehr zu geben hat als es in Zahlen je ausgedrückt werden könnte.